Nationale Naturlandschaften: Nationalparks
Der Naturschutz hat in den letzten 50 Jahren in Deutschland eine Vielzahl von Schutzgebieten unterschiedlicher Ausrichtungen hervorgebracht. Da die Begrifflichkeiten Nationalpark, Naturpark, Naturschutzgebiet und viele andere Ausdifferenzierungen für die Kommunikation mit der allgemeinen Öffentlichkeit schwierig ist, hat man 2005 eine Dachmarke „Nationale Naturlandschaften“ geschaffen, die die Vielfalt der Schutzgebiete zusammenfasst.
Wir stellen Ihnen die unterschiedlichen Ausprägungen von Schutzgebieten vor.
Nationalpark - Was ist das?
Laut Definition sind Nationalparks „großflächige Gebiete mit besonders wertvoller, ursprünglicher Naturlandschaft, die in großen Teilen vom Menschen nicht oder wenig beeinflusst“ und in denen „wirtschaftliche Nutzungen der natürlichen Ressourcen […] weitgehend ausgeschlossen“ sind.
Durch die Unterschutzstellung sollen große Naturgebiete erhalten bleiben und die Eigengesetzlichkeit der Natur im Vordergrund stehen. Der Mensch soll hier nicht regelnd eingreifen, sondern Beobachter bleiben. Gleichrangig mit dem Schutzgedanken werden Nationalparks als Erfahrungsräume für Umweltbildung und Forschung verstanden.
Schutz, Schönheit und naturkundliche Bildung
Der 1872 gegründete Yellowstone Nationalpark gilt als erstes Gebiet weltweit, das einen spezifischen Schutzcharakter hat. Als Vater aller Naturparks hat Yellowstone Maßstäbe für Nationalparks gesetzt. Hier findet sich nämlich auf fast 9.000 Quadratkilometer ein unzerschnittenes, großräumiges Gebiet, in dem Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik weitestgehend gewährleistet werden. Und genau diese drei Elemente – die Größe, die zusammenhängende Fläche und die Selbststeuerung des Ökosystems – sind wesentliche Definitionskriterien für einen Nationalpark geworden. Ziel ist es, Natur und Artenvielfalt zu schützen, aber gleichzeitig Menschen ausdrücklich nicht auszuschließen.
In Deutschland ist somit auch die naturkundliche Bildung als Bestandteil der Nationalparks im Bundesnaturschutzgesetz festgeschrieben. Der Gesetzgeber möchte, dass Besucher ein Verständnis für komplexe Naturvorgänge entwickeln, wobei „Wildnis (zu)lassen“ ein wesentlicher Aspekt ist. So sollen sie beispielsweise auch erfahren, dass ein Ökosystem nicht mit Wertmaßstäben wie Gut und Böse eingeteilt werden kann. Ein Waldbrand ist demnach kein Schaden oder eine Katastrophe, sondern ein Ereignis, mit dem ein Teil eines Ökosystems sich verändert. Denn so können sich bestimmte Bäume erst durch Brände wieder vermehren beziehungsweise ganze Areale erneuern.
Dieses Konzept unterscheidet den Nationalpark vom Naturpark, wo ein Schutz von Kultur- und Erholungslandschaften durch nachhaltige Landnutzung erfolgen soll.
Nationalparks in der Praxis
In der aktuellen Praxis werden Nationalparks zoniert. Dadurch entstehen Teilgebiete, die zunächst einmal nach unterschiedlichen Ausgangszuständen und Funktionen im Schutzgebiet definiert werden. Aus diesen heraus werden unterschiedliche Managementstrategien entwickelt.
Kernzone (Zone I, Ruhezone): Zone, in denen Naturvorgänge ungestört ohne Nutzungs- oder Pflegeeingriffe stattfinden
Entwicklungszone (Zone IIa): Bereich, der sich in einen naturnahen Zustand entwickeln oder dahin entwickelt werden kann
Pflegezone (Zone IIb): Bereich, der aus Gründen des Arten- und Biotopschutzes zu ihrem Erhalt dauerhaft gepflegt wird
Erholungszone/Pufferzone (Zone III): Zone mit meist ökologisch weniger wertvollen Bereichen. Sie bildet den Bereich, über den Nationalparks touristisch zugänglich gemacht werden.
Ziel der in den Managementplänen festgelegten Steuerungsmaßnahmen ist es, dass innerhalb von 30 Jahren nach Ausweisung eines Nationalparks die Voraussetzungen gegeben sind, die den Kern des Nationalparks ausmachen: eine große Fläche, in der die natürlichen und dynamischen Abläufe der Natur ohne Eingriff des Menschen stattfinden. Häufig ist dieses Ziel noch nicht erreicht, sodass viele Nationalparks daher zurzeit noch sogenannte „Ziel-Nationalparks“ sind.
Gesellschaftliche Bedeutung
Neben der Bedeutung für den Naturschutz tragen Nationalparks auch zum touristischen Aufkommen in den jeweiligen Regionen bei. Nutzungseinschränkungen werden dabei von den Besuchern akzeptiert, weil diese in der Regel von den Nationalpark-Verwaltungen gut kommuniziert werden. Untersuchungen von 2005 und 2009 zählen über 51 Millionen Besucher pro Jahr in deutschen Nationalparks.
Geschichte
Der Ursprung der Nationalparks liegt im 19. Jahrhundert in den Vereinigten Staaten von Amerika. Mit dem 1872 gegründeten Yellowstone National Park entsteht ein Vorbild, das zunächst in Amerika weitere Parkgründungen auslöst. Die Idee verbreitet sich in Europa zunächst langsam. 1909 entsteht in Schweden der erste europäische Nationalpark. Erst zwischen den zwei Weltkriegen nimmt die Idee der Nationalparks in Europa an Fahrt auf, bis es im Verlaufe des 20. Jahrhunderts in nahezu jedem europäischen Land Nationalparks gibt.
Hatte es in Deutschland bereits Ende des 19. Jahrhunderts erste Überlegungen zur Gründung von Nationalparks gegeben, so sollte es doch bis 1970 dauern, bis der Bayerische Landtag im Bayerischen Wald den ersten deutschen Nationalpark auswies. Seitdem sind in Deutschland insgesamt 16 Nationalparks ausgewiesen worden.
Gründung Nationalparks in Deutschland
(Die mit Links hinterlegten Nationalparks führen zu unseren Veranstaltungen.)
1970 Nationalpark Bayerischer Wald
1978 Nationalpark Berchtesgaden
1985 Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer
1986 Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer
1990 Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer
Nationalpark Sächsische Schweiz
Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft
1995 Nationalpark Unteres Odertal
1997 Nationalpark Hainich
2004 Nationalpark Eifel
Nationalpark Kellerwald-Edersee
2006 Nationalpark Harz
2015 Nationalpark Hunsrück-Hochwald
Beispiele für Nationalparks im Ausland
Weiterführende Informationen: