Der Nahe Osten: eine Region im Umbruch
Der Sturz des Assad-Regimes in Syrien Anfang Dezember markiert einen Neuanfang für das Land, von dem man aktuell noch nicht weiß, in welche Richtung sich die politische und gesellschaftliche Lage entwickeln wird. Die Hoffnung ist groß, dass gemäßigte und liberale Kräfte an Einfluss gewinnen und das Land Terror, Folter und Vertreibung hinter sich lassen kann. Im östlichen Mittelmeerraum schauen wir in diesen Tagen jedoch nicht nur auf Syrien. Auch die anhaltenden Auseinandersetzungen in Israel und Palästina beschäftigen uns.
Der sogenannte 'Nahe Osten' ruft in Deutschland häufig starke Emotionen und polarisierende Meinungen hervor. Oft wird die Region als einheitlicher arabischer Sprach- und Kulturraum wahrgenommen und mit negativen Assoziationen wie gewaltsamen Konflikten, Terrorismus, religiösem Fanatismus und repressiven Regimen in Verbindung gebracht. Eine vereinfachte Sichtweise, die der Komplexität und Vielfalt der Region nicht gerecht wird.
Politische Systeme und Ideologien: Wer will was im Nahen Osten?
Im kommenden Jahr bietet das LIW erstmals einen Bildungsurlaub an, der am Standort Berlin die Möglichkeit bietet, ein differenziertes Bild zu gewinnen: Was eint die im Nahen Osten lebenden Menschen? Was trennt sie? Sozio-kulturelle Gemeinsamkeiten und geteilte historische Erfahrungen sind dabei ebenso relevant wie ein Blick auf die ethnische Vielfalt, religiöse Pluralität und politischen Unterschiede in der Region. Wie steht es um Menschenrechtslage und die Pressefreiheit in den verschiedenen Ländern in West-Asien und Nord-Afrika? Wie unterscheiden sich die politischen Systeme im Spektrum zwischen Demokratie und Diktatur, Monarchie und Sozialismus sowie Säkularismus und religiös fundierten Regimen? Wie sind die Beziehungen zu Deutschland und anderen Ländern Europas?
Vertiefende Einblicke in ausgewählte Länder der Region
Das Seminar beschäftigt sich mit einzelnen Ländern der Region und Konflikten, die im 20. und 21. Jahrhundert besonders prägend waren. Schwerpunkte sind der israelisch-palästinensische Konflikt sowie die Entwicklungen im Libanon und in Syrien. Auch die Zukunftspolitik der Golfstaaten auf der Arabischen Halbinsel wird thematisiert, ebenso wie die Ereignisse und das Erbe des sogenannten ‚Arabischen Frühlings‘. Wir blicken auf die Situation des Mittelmeeranrainerstaates Tunesien, der nach der „Jasmin-Revolution“ von 2011 lange Zeit als demokratisches Erfolgsmodell galt. Was wiederum sind die Strategien der in Teilen sehr wohlhabenden Golfstaaten, sich aus der Abhängigkeit von endlichen Öl- und Gas-Einnahmen zu lösen? Abschließend blicken wir auf den Libanon als einen in vielerlei Hinsicht einzigartigen Staat.
Seminarkonzept
Das Seminar gibt vielfältige Einblicke in die Region zwischen Mittelmeer und Arabischem Meer und schafft ein tieferes Verständnis für das Selbstverständnis der dort lebenden Menschen, sowie für aktuelle politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Herausforderungen. Das Seminar möchte nicht bewerten und ideologisieren, sondern ausgewogene und wissenschaftsbasierte Informationen zur eigenen Meinungsbildung zur Verfügung stellen. Dabei werden zu medial präsenten und weniger öffentlich diskutierten Themen Hintergrundinformationen erläutert und Zusammenhänge aufgezeigt.
Das Konzept dieses Seminars sieht vor, die jeweils tagsüber thematisierten Länder am Abend kulinarisch zu erfahren.
Der Bildungsurlaub wird von einem studierten Islam-, Politik- und Geschichtswissenschaftler geleitet, der als ausgewiesener Experte für die Region gilt.