Berlin - mehr als eine Reise wert
Es hat seinen Grund, dass Berlin nicht nur touristisches Ziel, sondern auch temporärer Wohnort für Menschen aus aller Welt ist. Denn nirgends anders in Deutschland lässt sich die wechselvolle Geschichte und eine pulsierende Metropole so gut erleben wie hier. Egal ob politische und wirtschaftliche Geschichte, ob Stadtentwicklung, Medienszene oder Technik und Kultur – Berlin ist in vielerlei Hinsicht ein Hotspot. In der Hauptstadt lässt sich deutsche Geschichte erfahren und aktuelle Entwicklungen können wie in einem Brennglas beobachtet werden.
Steter Strukturwandel: Von der Industrialisierung bis zum neuen Berlin
Wer nach 1989 Berlin regelmäßig besuchte, konnte feststellen, wie sich die einst geteilte Stadt so rasant entwickelte, dass man sich allein in Berlin Mitte nicht mehr auskannte. Kaum war die trennende Mauer weg, entstanden neue Wohnquartiere und Gewerbeimmobilien, wurden neue Straßen angelegt, Kieze saniert oder planiert.
Nicht zuletzt mit dem Umzug der Regierung vom überschaubaren Bonn nach Berlin hat sich auch das Sozialgefüge rasant verändert. Der mit Gentrifizierung bezeichnete Prozess erfasst nahezu alle Stadtbezirke. Deren auffälligste Veränderungen sind die Ansiedlung von teuren Restaurants, Filialen internationaler Konzerne und Medienunternehmen, die – durch Mietpreiserhöhungen – zu einer Verdrängung der angestammten Anwohner führen. Die Berliner Zeitung beschreibt dieses in einem Artikel vom 5. März 2017 so: „In Berlin brodelt es gewaltig. Gegen die „Zugezogenen“, die mit viel Geld und überdrehter Lebensart angeblich den Alteingesessenen dieser Stadt das Lebensgefühl nehmen. Man wehrt sich. Mit Steinen, die Linksradikale gegen Edel-Restaurants in Kreuzberg werfen. Oder mit Worten, wie Anna Thalbach, die sich nun gegen das „prollige Geprotze“ der Neu-Berliner aufregt.“ Da wird – pars pro toto – gegen die Schwaben gewettert. Gemeint ist aber irgendwie jeder, der Veränderung bringt.
Dabei sorgen die jährlich 48.000 Neubürger nicht nur für höhere Mieten. Der Berliner Unternehmerverband rechnet vor, dass zwischen 2005 bis 2017 die Zahl der Arbeitsplätze von 350.000 auf 1,4 Millionen gestiegen ist.
Diese Entwicklung hat im Grunde mit der industriellen Revolution einen historischen Vorläufer. Bereits zwischen 1830 und 1850 verdoppelte sich die Einwohnerzahl von 200.000 auf 400.000 Personen. Damit war Berlin zu dieser Zeit nach London, Paris und Wien die viertgrößte Stadt Europas. Und 1905 lebten hier bereits 2 Millionen Menschen. Nicht nur die Berliner Wirtschaft, sondern auch das Umland profitierte davon. Und das bis tief in die Uckermark, wo Ende des 19. Jahrhunderts zahlreiche Ziegeleien entstanden, die das Rohmaterial für eine Vielzahl Berliner Häuser lieferten.
Berliner Geschichte im 20. Jahrhundert
Im 20. Jahrhundert war Berlin Schauplatz gleich mehrerer wichtiger historischer Ereignisse, die für die Welt bedeutsam waren. Die Berliner Mauer trennte mehr als nur eine Stadt, sie trennte politische Systeme und war Symbol des Kalten Krieges.
Müsste man zwei Orte wählen, die einem eiligen Touristen deutsche Nachkriegsgeschichte erzählen, wären das sicherlich die Glienicker Brücke und die Bornholmer Straße. So war die Brücke als Symbol des Kalten Krieges Schauplatz für eine spektakuläre Flucht per LKW und für den Austausch von Agenten aus Ost gegen West.
Der Grenzübergang Bornholmer Straße war der erste, der in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1989 seit dem Bau der Mauer auf Druck tausender DDR-Bürger geöffnet wurde. Diese hatten sich versammelt, nachdem in einer live übertragenen Pressekonferenz der erste Sekretär für Informationswesen, Günter Schabowski, die „unverzüglich“ gültige Reisefreiheit für DDR-Bürger verkündet hatte. So symbolisiert der Grenzübergang bis heute das Ende der Trennung der zwei deutschen Staaten.
Berlin und die Medien
Mit rund 150 Verlagen hat Berlin nach New York weltweit die zweitgrößte Anzahl. Über 150.000 Menschen arbeiten in rund 10.000 Medienunternehmen. Davon sind allein 1.800 in der Filmbranche tätig, wobei die Filmstudios Babelsberg die größte internationale Strahlkraft haben.
Die heutige Hauptstadt zählt nicht nur zu den Pionieren des Zeitungswesens, das um 1617 mit der Frischmann-Zeitung seinen Anfang nahm. Auch die als Alternative zu den etablierten Medien gegründete taz hatte 1978 in Berlin ihren Ursprung.
Die Musikszene in Berlin hat eine lange Tradition. Das spiegelt sich auch heute noch wider. Seit den frühen 1990er Jahren sind neben den klassischen Musiksparten – wie die Berliner Symphoniker als Orchester von internationalem Ruf – die Zahl der Musiker und Veranstaltungen aus den Bereichen Jazz, Neue und Alte Musik sowie zeitgenössisches Musiktheater immens gewachsen.
Ein vergleichsweise neuer Dachverband für die freie Musikszene Berlins, der aus rund 5.000 in Berlin ansässigen Einzelmusikern, Ensembles, Komponisten, Veranstaltern, Musikwissenschaftlern und Musikjournalisten besteht, spiegelt dabei nur einen Teil der Szene wider. Die Vielzahl und Bandbreite der musikalischen Ausdrucksformen ist es schließlich, die die Hauptstadt zu einem internationalen Zentrum innovativer Musik gemacht hat und Musikinteressierte aus aller Welt anzieht.
Und in der Popmusik sind weit mehr als 100 Bands und Künstler von internationalem Rang aus gutem Grund hier ansässig. Ob Rammstein, Seeed, Klaus Hoffmann oder Bushido – sie alle leben mit und von der pulsierenden Hauptstadt.
Silicon Alley?
Auch im Bereich der digitalen Medien punktet Berlin. Zwar gibt das Silicon Valley noch immer mehr und höhere Fördermittel, doch ansonsten hat die deutsche Hauptstadt die Nase vorn: Denn im Vergleich zum Silicon Valley sind Mieten, Lebenshaltungskosten und Gehälter in Berlin wesentlich niedriger. Und nicht nur die ökonomischen Rahmenbedingungen sind gut. Mit seiner vielfältigen, lebendigen Kulturszene ist der Teppich auch und gerade für junge Menschen gelegt, die eben nicht nur nach guter Arbeit, sondern auch der nötigen „Life Balance“ suchen.
Waren Anfang der 2000er Jahre Startups in Berlin noch an wenigen Händen abzuzählen, stieg die Zahl rasant an. Ebenso schnell allerdings stürzten halbgare Startups auch wieder ab. Doch unter dem Strich sind 2017 rund 2.500 Unternehmen noch am Markt. Nicht alle haben dabei den internationalen Markt im Blick wie Delivery Hero.
Delivery Hero - eine Startup-Geschichte aus Berlin
Das 2011 gegründete Startup betreibt mittlerweile weltweit in 40 Ländern Online-Bestellplattformen für Essen. Das Unternehmen kooperiert mit Lieferservices und erhält eine Vermittlungsprovision. Die Idee, unterschiedliche Lieferservices auf eine Plattform zu bringen, ist für den Nutzer einfach zu verstehen und die Vorteile liegen auf der Hand. Ebenso einfach war das Konzept aber auch zu kopieren. Doch das mit Venture Kapital ausgestattete Jungunternehmen kaufte seit seiner Gründung die größten 13 Mitbewerber einfach auf und konnte so seine marktbeherrschende Stellung ausbauen. Von der Idee bis zum globalen Player – eine von vielen Erfolgsgeschichten made in Berlin.
Das LIW bietet in Berlin Bildungsurlaube zu den folgenden Themen an